Identität in der Kunst: Warum ich nicht alles zeige
- Karin Döring
- 25. März
- 2 Min. Lesezeit
Gedanken über Sichtbarkeit, Schutz und das Ich hinter dem Ich
Was bedeutet Identität?
Die Frage wirkt groß.
Vielleicht sogar zu groß.
Und trotzdem begegnet sie mir ständig: In meiner Kunst, in Gesprächen, im Spiegel.
Identität ist kein festes Etwas.
Kein Label, das man sich einmal aufklebt.
Sie ist ein Prozess.
Ein Zustand in Bewegung.
Und genau das interessiert mich.
Ich bin ich, oder?
Was bleibt von mir, wenn ich mich verändere?
Was ist echt und was ist nur eine Rolle?
Identität setzt sich zusammen aus Erinnerungen, Körper, Erfahrungen, Beziehungen. Aber auch aus Zuschreibungen, die von außen kommen: Du bist dies, du bist das, du sollst so sein.
In diesem Spannungsfeld entsteht das, was wir „Ich“ nennen.
Manchmal ist dieses Ich stark. Klar. Sichtbar.
Und manchmal ist es brüchig. Zerrissen. Oder will sich einfach nur verstecken.
In meiner Kunst wird Identität nicht gezeigt. Sondern verhüllt.
Ich arbeite mit Acryl, Strukturpasten, 25 Karat Blattgold, Blattsilber.
Aber oft liegt das Entscheidende unter der Oberfläche.
Nicht, weil es nicht wichtig wäre, sondern weil es geschützt werden will.
Ich streiche Gold oder Farbe über Gesichter.
Nicht als Dekoration.
Sondern als Entscheidung.
Ein Moment von Kontrolle, von Würde, von:
Das bleibt meins.
Verdeckung ist keine Flucht.
Sondern manchmal der einzige Weg, um bei sich zu bleiben.
Das Ich zwischen Projektion und Echtheit
Identität in der Kunst ist immer auch ein Aushandeln mit dem Außen:
Was sehen andere in mir? Was will ich zeigen? Was bleibt privat?
Meine Werke sind nicht nur abstrakte Formen.
Sie sind visuelle Antworten auf Fragen, die sich nicht so leicht in Worte fassen lassen.
Gold wird zu Maske, Struktur wird zu Grenze, Farbe wird zu Gefühl.
Und manchmal zeigt sich Identität gerade in dem, was nicht gezeigt wird.
Warum ich mich mit Identität beschäftige?

Weil es mich selbst betrifft.
Weil ich als Künstlerin mit jedem Werk auch mir selbst ein Stück näher komme, oder ein Stück weiter weg.
Weil ich glaube, dass wir alle diese Fragen in uns tragen, auch wenn wir sie selten laut stellen.
Identität ist kein Kunst-Konzept. Sie ist der Kern.
Ob ich Gesichter verdecke, mit Materialien spiele oder Serien entstehen lasse, ohne sie zu planen:
Immer geht es um das Gleiche.
Um die Suche nach einem echten Ausdruck in einer Welt voller Bilder.
Und um die Frage:
Was macht mich aus, wenn alles andere wegfällt?
🧩 Für Sammler*innen und alle, die sich angesprochen fühlen
Viele meiner Werke entstehen aus der Auseinandersetzung mit Identität, aber nicht im Sinne von: „Was zeigt sich?“
Sondern eher: „Was darf bleiben?“
Ich arbeite mit Vergoldung, Struktur und Schichtungen, weil ich glaube:
Das, was nicht sichtbar ist, spricht oft am lautesten.Vielleicht ist das der Grund, warum einige Werke so direkt wirken, obwohl sie scheinbar zurückhaltend sind.
Wenn ein Kunstwerk dich berührt, ohne laut zu sein, dann könnte es genau das sein, wonach du gesucht hast.
Was bedeutet Identität für dich?
Ich freue mich über Deine Gedanken. Gern in den Kommentaren oder per Nachricht.
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